Ablauf einer Videoproduktion

Es wurde nun entschieden, es wird ein Video benötigt, aber wie läuft eine Videoproduktion ab?

In dieser kurzen Serie möchte ich auf die meisten Abläufe und Schritte einer vollstufigen Videoproduktion eingehen.

Grundlegend kann man eine Video- oder Filmproduktion in drei übergeordnete Abschnitte unterteilen:



  1. Konzeption (Vorproduktion)

  2. Dreh (Umsetzung)

  3. Postproduktion


Diese drei Stufen der Videoproduktion gliedern sich in weitere Teile. Wie umfangreich jeder Schritt ist, hängt von der jeweiligen Produktion ab. Unterschiedliche Formate benötigen unterschiedliche Herangehensweisen. Werbefilme, Produktvideos, Imagefilme, crowdfunding Videos oder Unternehmensfilme können sich in ihrer Machart stark unterscheiden. So können beispielsweise Werbefilme unterschiedlicher kaum sein: Während die eine Filmproduktion wochenlange Planung und Umsetzung mit großen finanziellen, personellen und materiellen Mitteln benötigt, so kann ein anderer Werbefilm bereits innerhalb einer Woche von der ersten Konzeption hin zum fertigen Video abgearbeitet sein. Gerade Social Media Videos für beispielsweise Instagram, benötigen oft einen schnellen “turnaround”, also eine schnelle und kurzfristige Arbeitsweise, während größere Imagefilme, um die Brand Identity des jeweiligen Unternehmens möglichst perfekt zu treffen, oft auch einen wesentlich größeren Aufwand erfordern.

Ein weiterer Faktor, wie umfangreich ein Videodreh sein muss, sind die damit verbundenen Kosten. Wieviel möchte ein Unternehmen zahlen um einen gewünschten Effekt zu erzielen? Ein möglichst hoher ROI (Return on Investment) ist selbstverständlich wünschenswert und abhängig von der jeweiligen Zielgruppe, Plattform und Konkurrenz.

 

 


Konzeptionsphase

 

Hier wird zu erst besprochen, wofür welches Video gebraucht wird.

Wird es ein Werbefilm, ein Imagefilm, Portraitfilm, Produktvideo, Unternehmensfilm, etc.?

Wer ist die Zielgruppe bzw. Nutzergruppe?

Wo wird das Video veröffentlicht, Youtube, Vimeo, firmenintern, Social Media wie Instagram, Facebook oder Pinterest?

Was ist der Nutzen des Videos?

Kunden generieren bzw überzeugen, das Ansehen bzw Brand Identity stärken, oder soll es helfen konkurrenzfähig zu bleiben?


Um einige dieser Fragen beantworten zu können, benötigt es meist grundlegend eine Zielgruppenanalyse. Denn kann die Zielgruppe, deren Erwartung, Sehgewohnheiten und Trends bestimmt werden, sind einige Faktoren schon vorbestimmt und die Ideenfindung wird erheblich erleichtert.


Was kostet eine Videoproduktion?


Im Rahmen einer Werbekampagne oder bei größeren, konkurrenzfähigen Marken ist das Budget meist höher gesteckt, als bei firmeninternen, oder kurzen Social Media Videos. Denn je nach Ziel und Marktwert eines Videos entstehen auch die entsprechenden Kosten. Diese Kosten können gesenkt werden, wenn der Aufwand effizient und individuell gestaltet wird, was zu einem großen Teil von der Idee und dem Kundenwunsch abhängig ist.

Werden all diese grundlegenden Fragen geklärt, kommt es zur Phase der Ideenfindung. Hier wird mit dem Kunden eng zusammengearbeitet und es hat oberste Priorität, alle Beteiligten, während dieses entscheidenden Schrittes, auf den gleichen Nenner zu bringen, um jegliche Missverständnisse zu vermeiden und die richtige Atmosphäre für eine erfolgreiche Videoproduktion zu schaffen.

Für mich besteht als oberste Priorität, jeden Produktionsschritt so transparent wie möglich zu gesalten. Ohne Mitspracherecht und ohne Möglichkeiten der Einsicht, kommt nicht das nötige Vertrauen und somit der nötige Wohlfühlfaktor auf, der für jede erfolgreiche Filmproduktion essentiell ist.

Nach einer erfolgreichen Ideenfindungsphase und nachdem die Rahmenbedingungen festgesetzt wurden, beginnt die Konzeption bzw. die Vorproduktion. Jegliche finanziellen, personellen und materiellen Mittel werden für die Umsetzung bzw. für den Dreh akquiriert. Wurde auch dieser Schritt durchlaufen, werden für alle Beteiligten die Drehpläne erstellt und die Umsetzung beginnt.

 

 


Die Umsetzung – Der Dreh

 

Sind alle Vorbereitungen bis hier hin getroffen, wird das Projekt umgesetzt.

Je nach Produktionsaufwand wird der Drehort, oder die Drehorte (falls es mehrere Drehorte gibt), vorbereitet. Dies kann, beispielsweise, den Bau eines, speziell für ein Produktvideo vorgesehenen Sets beinhalten, oder für einen Werbefilm eines Automobilherstellers, die Sperrung einer Straße bedeuten. Oft werden bestimmte Requisiten in das Set mit eingebunden um die Botschaft eines Werbefilms, oder Produktvideos, etc. zu verstärken.

Kurz darauf wird, falls nötig, der Drehort eingeleuchtet und weitere Korrekturen am Set vorgenommen und die komplette Technik, inklusive aller Kameras, Tonausrüstung, etc. drehfertig gemacht. Dazu wird vorher bei Verleihern (sogenannten Kameraverleihs, bzw Cine Rentals) die technische Ausrüstung, wie z.B. Kameras, Beleuchtung, Objektive, Stative, etc. getestet und abgeholt, falls nötig.

Da auch während der Umsetzung die Kommunikation das Wichtigste ist, gibt es kurz vor und während der Dreharbeiten, Besprechungen, die sicherstellen, dass das ganze Team, nach wie vor, auf dem selben Nenner bleibt. Auch nach einem erfolgreichen Drehtag, gibt es ein Nachgespräch um eventuell Notizen für die Postproduktion zu erfassen, oder die Effizienz und das Klima während des Drehs zu besprechen, um gegenebenfalls Anpassungen vorzunehmen, die für weitere Drehtage erforderlich sein können.

Nach dem Dreh wird das Material gesichert (und eventuell schon gesichtet) und der Drehort wieder abgebaut. Geliehene Requisiten, Ausstattung und Equipment gehen zurück an die entsprechenden Verleiher und die letzte Produktionsphase beginnt: Die Postproduktion.

 



Die Postproduktion

 

Nach einem erfolgreichen Videodreh kommt nun die Phase, in der eine Videoproduktion vollendet wird und die einzelnen Bestandteile (Bild, Ton, Text, Animation, Grafiken, etc.) zu einem kohäsiven Film verschmolzen werden.

Die Postproduktion kann sich als sehr einfach gestalten, wenn der reine Schnitt des Materials genügt. Sie kann allerdings auch aufwändiger als der bisher vorangegangene Teil der Produktion sein und viele Prozesse umfassen.

Notwendig sind in den meisten Fällen:


  • Sichtung des Materials
  • Schnitt
  • Vertonung
  • Farbkorrektur
  • Export für das entsprechende Format und Medium
 
Oft können auch komplexere Postproduktionsprozesse vorkommen:
 
  • Color Grading
  • visuelle Effekte (VFX, CGI)
  • Animation (Text Animation / Grafiken, Motion Graphics)

Einige dieser Prozesse können parallel ablaufen, was Zeit spart, die Effizienz der Postproduktion steigert und somit letzendlich auch günstiger macht.

Andere wiederum sind abhängig davon, dass vorangegangene Arbeitsschritte abgeschlossen wurden, bevor sie abgearbeitet werden können.

So kann während der Sichtung des gedrehten Materials bereits ein Rohschnitt angefertigt werden, Tonaufnahmen, die während des Drehs aufgenommen wurden, können vorbereitet und ebenfalls schon grob geschnitten und angepasst werden und es können Notizen für alle weiteren Postproduktionsschritte, wie z.B. VFX, Animation oder Color Grading, angefertigt werden. Dies erleichtert jegliche weitere Arbeit ungemein.

In den meisten Fällen wird nach, oder während der Sichtung mit dem Schnitt begonnen. Dieser besteht meist aus Rohschnitt und Feinschnitt, bzw. der Finalisierung des Schnittes.

Anschließend kommt es zur Vertonung. Je nach Projekt wird hierfür der original Ton (sog. O-Ton) vom Dreh verwendet. Musik nach Kundenwunsch ausgewählt, und/oder nachträglich, eigens für den Film, neue Tonaufnahmen angefertig. Beispielsweise kann ein professioneller Sprecher einen so genannten Offtext zum Video einsprechen.


Nach dem fertigen Schnitt beginnt ein weiterer Schritt der Postproduktion: Die Farbkorrektur, bzw. das Color Grading. Farbkorrektur und Color Grading sind allerdings zwingend zu unterscheiden:

Während bei der Farbkorrektur lediglich Fehler bei der Aufnahme, wie beispielsweise ein falscher Weißabgleich oder Helligkeitsunterschiede, korrigiert werden, geht das Color Grading wesentlich tiefer.

In den letzten Jahren ist durch die ständig Verbesserung der Kameratechnik (steigende Auflösung, höherer Dynamikumfang, also die Möglichkeit hellere und dunklere Inhalte gleichzeitig aufzunehmen) und den dadurch wachsenden Möglichkeiten in der Postproduktion, das Color Grading ein immer wichtiger werdender – und bei vielen Projekten auch essentiell gewordener Bestandteil der Postproduktion.

Das Color Grading ist grundlegend dafür zuständig das Zusammenspiel der aufgenommenen Farben und Helligkeiten bzw. Kontrasten derart zu manipulieren, dass die daraus resultierende Anmutung die Wirkung des Films unterstreicht.

Es entsteht ein so genannter “look” oder auch “grade”. Jeder look wird individuell für jeden Film und für jede Art von Videoproduktion kreiert und wird auch im Vorhinein während der Konzeptionsphase besprochen, falls erwünscht.

Während Produktvideos farblich gerne sehr kräftig wirken oder starke Kontraste besitzen (wobei hier auch das Setdesign und die Lichtgestaltung eine große Rollen spielen!), so können Werbefilme beispielsweise in bestimmten Farben sehr entsättigt sein um dafür eher die Corporate Colors, also die Firmenfarben, hervorzuheben.

Im Color Grading ist einiges möglich und es ist definitiv eine kreative Möglichkeit sich von der Konkurrenz in der Darstellung des Produktes abzuheben und sich bei der Zielgruppe im Gedächtnis einzuprägen.


Viele Erklärvideos, oder Schulungsfilme als auch andere Kategorien der Videoproduktion können von so genannten “Motion Graphics” oder auch “Motion Design” profitieren.

Hierbei handelt es sich um einfache Grafiken, die zusätzliche Informationen, verpackt als nachvollziehbare Animationen, bereitstellen. Dies gibt einigen Filmen eine weitere Ebene, die von der Zielgruppe aufgefasst und eingeprägt werden kann, um einen möglichst nachhaltigen Eindruck zu gewinnen.

Ein ganz eigenes Kapitel der Postproduktion benötigen die visuellen Effekte (VFX), bzw die 3D Animation (CGI, Computer Generated Imagery). Im Grunde ist dies auch kein direkter Teil der Postproduktion sondern kann als komplett eigenständigen Produktionschritt gesehen werden, da sie auch unabhängig von den meisten anderen Postproduktionsprozessen entstehen können.

Dennoch kann in der Postproduktion eine Symbiose zwischen visuellen Effekten, 3D Animation und real gedrehtem Material entstehen, ähnlich wie es auch bei den Motion Graphics der Fall ist.

So werden visuelle Effekte benutzt um gedrehtes Rohmaterial anzureichern.

Eines der bekanntesten Beispielen sind z.B. Explosionen in Action Filmen, oder ein Composite (englisch für Zusammensetzung aus mehreren Materialien um ein neues, gesamtes Bild zu erhalten), welches unterschiedliches Material zusammenfügt, wie es oft bei green screen Aufnahmen der Fall ist. Eine vor grünem Hintergrund abgefilmte Person wird anschließend im Computer freigestellt (das Grüne wird als Key, also als Schlüsselfarbe, benutzt um dem Computer mitzuteilen, welchen Teil er freistellen soll) und mit einem separat aufgenommenen Hintergrund kombiniert, fertig ist das Composite.

Selbstverständlich sind hier wesentlich komplexere Anwendungen möglich, wie oben aber schon erwähnt, ist dies ein eigenes Kapitel wert.

Ist die Postproduktion abgeschlossen und das Video fertig, geht das fertige Produkt an den Kunden und wird gegebenenfalls auch für die entsprechenden Plattformen vorbereitet und eingebunden. Kompressionsgrad, welcher die Ladezeiten gegenüber der Bildqualität beeinflusst, Auflösung und Format (hochkant für Social Media, wie Instagram, Breitbild für jegliche andere Videoplattformen) und eventuell die Länge, wie für Werbekampagnen üblich, werden angepasst.




Fazit

 

Eine Videoproduktion beginnt bereits beim ungeschnittenen Handyvideo und endet bei komplexen, vielschichtigen Produktionen. Welcher Aufwand für welches Projekt benötigt wird, ist eine immer individuell zu bestimmende Variable.


Genau aus diesem Grund hat es für mich oberste Priorität Einblick in alle Produktionsphasen zu gewähren und stets Wert auf eine gute und transparente Kommunikation zu legen. Nur wenn der richtige Wohlfühlfaktor für Kunde als auch Produzent gewährleistet werden kann, entsteht ein Endprodukt in Form eines Films, das nicht nur dem Kunden und dem Produzenten gefällt, sondern auch bei der Zielgruppe erfolgreich ist.

X